Historics

Zigarrengeschichte(n) (geänderte u.genehmigte Version

DDR Zigarrengeschichte

Die Friedrichsgrüner Zigarrenmacher.

 

Die Zigarrenfabrikation in Friedrichsgrün (heute Ortsteil von Reinsdorf) ist vor allem mit drei Familiennamen verbunden: Walther, Schüller und Kuhnert.



Familie Walther - Zigarrenmacher über drei Generationen



Franz Rudolph Walther, der Begründer der Waltherlinie der Zigarrenfabrikanten im Ort, wurde am 10. März 1843 in Friedrichsgrün geboren. Sein Vater war der Weber Johann Gottlieb Walther. Franz Rudolph Walther war ursprünglich Bergmann. Er hatte 1873 im Schacht einen Unfall erlitten, musste an Krücken gehen und konnte nicht mehr in seinem Beruf arbeiten. Er erlernte die Zigarrenmacherei. Zunächst begann er in der Goethestraße in sehr bescheidenen Verhältnissen mit seinem neuen Beruf. Aber seine Ehefrau, eine Bauerntochter, hatte 1 000 Mark als Mitgift in die Ehe gebracht. Diese mögen ein Startkapital gewesen sein.

Am 20. Oktober 1884 wurde für 3 930 Mark ein Haus ersteigert. Der Neuerwerb war früher Kirche, Pfarrhaus und Schule gewesen; das Grundstück gehörte zum Kirchenlehn. Es ist das Eckhaus an der heutigen Park- und Rudolf-Breitscheid-Straße   Parkstraße 6   in Friedrichsgrün.

(...)

Franz Rudolph Walthers Söhne, Franz Hermann und Rudolph Max, traten in die Fußstapfen des Vaters und wurden ebenfalls Zigarrenmacher. Max arbeitete im väterlichen Betrieb und übernahm ihn 1907.

Im 20. Jahrhundert   bis zum Beginn des 2. Weltkrieges   war die Blütezeit des Unternehmens mit etwa 22 Angestellten.

Ein Foto, das um 1903 entstand, zeigt den Firmengründer Franz Rudolph Walther, neben ihm den Juniorchef Rudolph Max mit seinem Sohn Max Johannes. Der damals Vierjährige übernahm, als er aus dem 2. Weltkrieg zurückkam, die Firma seines 1946 verstorbenen Vaters Rudolph Max und führte sie bis 1954.

Frau Edith Walther (verstorben 2007), die Ehefrau des letzten Besitzers der Firma, wohnte seit ihrer Hochzeit mit Johannes Walther im Erdgeschoss der bis heute weitgehend im ursprünglichen Zustand erhaltenen ehemaligen Friedrichsgrüner Schul-und Bethauses. Von ihrem Sohn Axel Walther, dem heutigen Besitzer, wurde es denkmalgerecht saniert und widerspiegelt mit seinem schmucken Aussehen lebendige Ortsgeschichte.

Wie bereits erwähnt, war Franz Hermann Walther   geb. 1863   einer der beiden Söhne von Franz Rudolph Walther.

Er gründete eine eigene Zigarrenmacherei in der Goethestraße 5 (heutige Hauptstraße 115) in Friedrichsgrün. Dem Aufdruck auf den Zigarrentüten nach zu urteilen, besaß er auch in Glauchau eine Cigarrenfabrik. Die Ware wurde im Großhandel an Läden und Gaststätten und im Verkauf kleiner Mengen „über die Straße“ vertrieben.

Die Ware für den Großhandel wurde mit einem firmeneigenen Opel ausgeliefert. Franz Hermann Walther starb 1946 in Friedrichsgrün. Sein Sohn Paul, geb. 1883, übernahm die Firma.

Im Erdgeschoss des Hauses in der damaligen Goethestraße wohnte in drei Räumen die Familie   der gesamte übrige Teil der Etage war Firmenbereich. Es gab den Büro  und Verkaufsraum, die Arbeitsstube und einen Lagerraum.

Die Tabakrollen aus Übersee – die Sorten Sumatra, Java, Brasil - wurden vom Wilkauer Güterbahnhof von drei Jungen mit einem großen Handwagen abgeholt und in großen, luftdurchlässigen Behältern aufbewahrt. Meist saßen in der Arbeitsstube an den Tischen bis zu acht Arbeiterinnen.

Die fertige Ware war zu verzollen. Es mussten deshalb im Hauptzollamt in Zwickau sogenannte Banderolen   eine Art Papieraufkleber   geholt werden, die auf die Zigarrenkisten geklebt wurden. Dies war auch für die Kunden das sichtbare Zeichen für ordnungsgemäß verzollten Tabak. Kontrollen der Finanzbehörden fanden außerdem statt. 1946 wurde der Betrieb eingestellt.

 

Die Zigarrenmacher Franz Eduard Schüller und Paul Schüller

Franz Eduard Schüller wurde 1851 in Friedrichsgrün geboren. Auch er war ursprünglich Bergmann gewesen, auch er konnte nach einem Unfall seinen Beruf nicht mehr ausüben. Er begann deshalb Ende der 1880er Jahre in der Kirchstraße 7, der heutigen Thomas-Mann-Straße, mit der Zigarrenherstellung im Erdgeschoss des Hauses. F. E. Schüller starb 1896, nur fünfundvierzigjährig. Seine Frau Ida führte zunächst den Betrieb weiter, bevor ihn der 18jährige Sohn Paul (1881 geboren) um die Jahrhundertwende übernahm.

Um 1910 waren neun Frauen als Zigarrenmacherinnen angestellt. Das folgende Foto zeigt sie mit Zigarrenformen aus Holz vor dem Hauseingang zur damaligen Kirchstraße 7.

1919 erfolgte der Umzug in ein neues Haus in der Kirchstraße 9 (heute Thomas-Mann-Straße).

In diesem Haus gab es im Parterre zwei Arbeitsstuben und ein Kontor. Hier erledigte die Ehefrau (gestorben 1970) von Paul Schüller die Buchführung.

In der ersten Etage befand sich der Lagerraum für die fertigen Zigarren. Die Ablagerung war ein Kriterium für gute Qualität. Die fertige Ware wurde in Kisten zu 50 und 100 Stück in den Handel gebracht. Doch bis das soweit war, vollzog sich ein langwieriger Arbeitsprozess, der an dieser Stelle etwas eingehender geschildert werden soll.

Der Tabak der Sorten Brasil, Havanna, Java, Sumatra gelangte mit dem Schiff aus Übersee nach Bremen, streng verzollt.

Die weitere Spedition erfolgte per Bahn bis Wilkau Haßlau. Für Firma Schüller übernahm den restlichen Transportweg ein von schweren Kaltblütern gezogener Pferdewagen des Fuhrunternehmens Kautsch.

Nach dem Abladen im Hof wurden die schweren Tabakballen mit einem Flaschenzug in den ersten Stock eines kleinen Nebengebäudes gehievt.

Zur Weiterverarbeitung wurde der Tabak am Hofbrunnen eingeweicht, in Sackleinen eingewickelt und im Keller nochmals gelagert.

Entsprechend der herzustellenden Zigarrenmenge entrippten (Entfernung der starken Mittelrippe) die Zigarrenmacher den noch feuchten Tabak. Danach trocknete man ihn auf dem Boden für die Einlage. Diese wurde in ein sogenanntes Umblatt gerollt, so entstand der Wickel.

Die Wickel, bereits zigarrenförmige Rollen, wurden nun in lange Holzformen mit halbrunden Einkerbungen einsortiert. Der über die Form hinausstehende Wickelteil wurde abgeschnitten.

Mehrere Formen kamen in eine Presse, und die Wickel wurden ca. drei Stunden geformt. Die fast fertige Zigarre erhielt noch ein Deckblatt, das dünn sein musste und Glätte gab. Dafür verwendeten die Zigarrenmacher feine Blätter, die speziell zugeschnitten und auf den Lederschürzen über den Knien glatt gezogen wurden. Die Zigarren wurden nun nochmals in Form gebracht, denn der Spiegel, die Draufsicht, war wichtig. Manche Sorten wurden auch hell gepudert. Damit konnte man außerdem Unregelmäßigkeiten kaschieren.

Die Zigarren waren also dunkel oder hell, „leicht“ oder „schwer“. „Brasil“ z. B. war eine dunkle und starke Zigarre.

Der Schüllersche Vertrieb erfolgte überwiegend im Großhandel. Es wurden vor allem Gaststätten und Geschäfte im Landkreis Zwickau beliefert. Bei größerer Entfernung wurde die Ware auch mit der Post verschickt. Für näher gelegene Bestimmungsorte hatte man einen „Laufjungen“, der die Zigarren mit dem Handwagen ausfuhr.

Am Ende seines Lebens beschäftigte Paul Schüller nur noch eine einzige Zigarrenmacherin. 1947 verstarb er. Damit war die Auflösung der Firma besiegelt.

 

Die Zigarrenmacher August Kuhnert und Guido Kuhnert

Auch Zigarrenmacher August Kuhnert (geb.1864 in Friedrichsgrün – gest. 1940 in Friedrichsgrün) war nach einem Schachtunfall zu diesem Beruf gekommen.

Seine Firma befand sich in der Schillerstraße (heute Arno-Schüller-Straße) in Friedrichsgrün.

In den 1920er- und 1930er-Jahren gab es hier neben der geräumigen Arbeitsstube ein „Contor“, einen großen Tabakkeller und den Tabaktrockenraum auf dem Dachboden.

Der Sohn Guido (1898-1986) arbeitete in der Firma mit und führte sie weiter. Zum Jahreswechsel 1925/26 entboten erstmals „Familie Guido und August Kuhnert Zigarrenfabrik, Friedrichsgrün“ ihren „werten Kunden, Freunden und Bekannten“ Glückwünsche; bis dahin hatten nur „August Kuhnert und Frau“ annonciert.

Guido Kuhnerts Frau Klara war ebenfalls als Zigarrenmacherin tätig. Sie war auch für die gesamte Büroarbeit zuständig.

Die Auslieferung der Ware erfolgte mit eigenem Pferd und Landauer.

Bei Kuhnert arbeiteten damals   je nach Auftragslage - etwa 6 Zigarrenmacherinnen.

Während der Zeit des 2. Weltkrieges und noch in den 1950er Jahren wurde auf dem Grundstück   aus Mangel an Rohstoffen   Tabak angebaut.

Die Zigarrenmacherei wurde nach dem 2. Weltkrieg nur noch als Zweimannbetrieb fortgeführt. Guido Kuhnert arbeitete mit seiner Frau in einer kleinen Arbeitsstube unter dem Dach. Seine Kunden – meist im Landkreis Zwickau ansässig – belieferte er mit dem Fahrrad.

Bis 31. März 1963 – bis zum Erreichen der Altersrente - arbeitete Guido Kuhnert (laut Eintrag im Sozialversicherungsausweis der DDR) als selbstständiger Zigarrenmacher in Friedrichsgrün.

 

Quelle: Regina Röhner: Gemeinde Reinsdorf. Geschichte und Geschichten. Herausgeber Gemeinde Reinsdorf 2007. S. 373-377.

 

Eingestellt mit freundlicher Genehmigung der Autorin.

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